Otto Linck: Nach dem Gewitter
Heute war es um die Mittagsstunde,
stand ein schweres Wetter in der Runde,
und es wich mit seinem Feuerstrahle
bis zum Abend nicht aus unserem Tale.
Nun des Himmels Schleusen sich ergossen
und die trüben Wasser sind verflossen,
gehn wir nach der tagelangen Schwüle
tiefen Atems durch die große Kühle.
Ringsum tropft und glänzt es von den Zweigen,
Lerchen fangen wieder an zu steigen,
nur der Wald steht drohend noch und mächtig,
und die Ferne hängt noch regenträchtig.
Da auf einmal, wie emporgezogen,
tut sich auf ein bunter Regenbogen,
von den Bergen bis zur Talessohle
spannt des Himmels goldne Aureole.
Die Versöhnung, die uns ward verheißen,
suchen gläubig wir in ihrem Gleißen,
sind wir doch in diesen luftgen Bogen
ganz und ohne Wehren einbezogen.