Erntezeit im Wengert
„Wie die volle Traube aus dem Rebenlaube purpurfarben strahlt“
Traubenlese früher
Damals wurden – wie heute auch noch – die Trauben in Eimer geschnitten. Diese wurden in Butten umgefüllt, die von starken Buttenträgern zum Wagen mit den großen Zubern gebracht wurden. Sie mussten mit ihrer Last eine Leiter hochsteigen und die Trauben in die Zuber auskippen. Das war Schwerarbeit. Bei Trollinger war der Butten früher voll als bei kleinbeerigen Rieslingtrauben.
Als Mittagessen gab es jeden Tag Rote Würste, die auf offenem Feuer gebraten wurden.
Es war anstrengend, viel Handarbeit und man brauchte viele helfende Hände.
Die Traubenlese begann meistens erst im Oktober.
Früher achtete man auf Traubenmenge und weniger auf Qualität.
Traubenlese heute
Auch heute werden die Trauben von Lesehelfern in Leseeimer geschnitten. Ein kleiner Traktor fährt durch die Zeilen mit einem Traubentransporter, in den die vollen Eimer gekippt werden. Der Traktor bringt die Ernte aus dem Wengert zum Wagen, auf dem Zubern stehen oder der mit Planen ausgeschlagen wurde.
In Weinberganlagen, die geeignet sind, kommen heute auch Traubenvollernter zum Einsatz. Diese sind schneller und kostengünstiger.
Den Weinen merkt man es geschmacklich nicht an, ob mit Vollernter oder von Hand gelesen wurde.
Nach dem Weingesetz darf die Erntemenge 140 kg pro Ar nicht überschreiten. Deshalb lässt man an den Rebstöcken nicht mehr so viele Trauben ausreifen. Man strebt v.a. hohe Qualität an.
Trauben für Premiumweine werden ausschließlich von Hand in Kisten á 15 kg gelesen und gesondert verarbeitet. Hier dürfen nur gesunde und reife Beeren geerntet werden. Die Kisten werden bei der Abgabe nochmals sehr sorgfältig kontrolliert. Bei Premiumtrauben beträgt die Erntemenge höchstens 60 -80 kg pro Ar.
Der Zuckergehalt der Trauben wird mit dem Refraktometer in Oechslegraden gemessen.
Zum Mittagessen wird heute normal gekocht. Die Rote Wurst ab und zu ist immer noch der Renner.
Es wird immer schwieriger, Leute für die Traubenlese zu gewinnen. Viele Erntehelfer kommen aus Osteuropa.
Während der Traubenlese gibt es immer viel zu organisieren. Je nach Leseplan, der zweimal in der Woche von der WG herausgegeben wird, werden die Traubensorten eingeteilt, die am jeweiligen Tag zu holen sind. Die Lesemannschaft muss angerufen und dann auch evtl. abgeholt werden. Getränke und Essen müssen vorbereitet werden. Für die Frauen ist es eine anstrengende Zeit. Aber es macht auch viel Spaß.
(Birgit Jesser)